Mythos: Depressionen
Eine Abtreibung führt nicht zu Depressionen! – Frauen, die abtreiben, riskieren ihre psychische Gesundheit nicht – die Wissenschaft hat diesen Mythos schon lange entlarvt. Die neueste dänische Studie an 396,397 Frauen, veröffentlicht in der Zeitschrift “JAMA Psychiatry”, stellte vielmehr fest, dass ein fehlender Zugang zu Abtreibungsdiensten eher zu Depressionen, Angstzuständen und einem geringen Selbstwertgefühl führt.
Paradoxerweise machen sich gerade diejenigen Sorgen um den (psychischen) Gesundheitszustand von Frauen, die den Schwangerschaftsabbruch als (Auftrags)mord und die Frau als Sündnerin bezeichnen. Paradoxerweise fordert in der gleichen Sendung gerade der katholischer Pfarrer Roland Graf Abtreibungsprävention, obwohl die katholische Kirche gegen Verhütungsmittel und wissenschaftlich-fundierte Sexualkunde predigt. Millionen Menschen in Afrika sterben an AIDS, aber der Papst rückt vom Kondomverbot nicht ab. Paradoxerweise beteuert in der gleichen Sendung eine der Organisatorin des Marsch für s´Läbe, dass Menschen kein Recht hätten, über anderes Leben zu verfügen. Und dennoch töten in den USA Abtreibungsgegner Ärzte, in El Salvador verbringen Frauen, die sogar einen natürlichen Schwangerschaftsabbruch erlitten haben, ihr Leben hinter Gittern. Überall sterben Frauen an Problemen in der Schwangerschaft. Von den schwierigen Umständen in denen sie ansonsten leben, ganz zu schweigen.
Wenn Abtreibungsgegner ein Verbot der Abtreibung befürworten, sind sie sehr wohl der Ansicht, dass sie über ein Leben verfügen dürfen – über das Leben und den Körper einer (schwangeren) Frau. Im Grunde sprechen sie nicht pro-life, auch nicht mal anti-choice, sondern anti-woman, anti-frau. Ihre Forderung wurzelt in einer tiefen Frauenfeindlichkeit.
Darf jemand gezwungen werden, Körperteile, z.B. Blut, Niere, Lunge jemandem in einer lebensbedrohlichen Lage zur Verfügung zu stellen? Dürfen Ärzte/innen gesunde Menschen dazu zwingen? Darf bzw. wird Kindern das Recht zugesprochen, bei eventuellem Organversagen, über die Organe der Eltern zu verfügen? Darf eine Frau gezwungen werden, ihre Gebärmutter unfruchtbaren Menschen zu leihen?
Was so oft in Gesprächen über Abtreibung nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass die Frage, wann ein Leben beginnt, überhaupt nicht ausschlagebend ist. Menschen sollen auf die die Frage antworten, ob das Leben (wann immer es “beginnen” mag) das Recht hat, ein anderes – weibliches (sic!) – Leben zu benutzen, um zu leben? Darf das weibliche Leben dazu gezwungen werden? Darf eine Zygote über den Körper einer Frau verfügen, um zu leben? Hat die Frau kein Recht auf körperliche und psychische (!) Unversehrtheit? Leben wir (schon) im Gilead?